Freitag, 7. November 2008

IRANISCHES WINTERSONNENWENDFEST YALDA - SHAB-E CHELLE يلـــدا - شب چـــله




Y a l d a - Shab-e Chelle
Wintersonnenwendfest



A. -R. Motamedi-Sedeh
Erinnerung an die Geschichte 1995
(100 x 80 cm)

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Kurzfaßung des deutsch- und persischsprachigen Vortrages anläßlich der Yalda-Nacht (Schab eTschelleh) - Wintersonnenwendfest -, gehalten in Saarbrücken (Novotel)

am 21. Dezember 2002

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Sehr geehrte Damen und Herren,

anläßlich der Yalda-Nacht (Schab e Tachelleh)

(Schab-e Ghadr)
möchte ich Sie sehr herzlich begrüßen und wünsche Ihnen
ebenfalls einen angnehmen und freudevollen Abend .
Erlauben Sie mir nun mit ein paar Worten über diesen Abend
und dessen Zusammenhang mit dem Heiligen Abend, der am
24. Dezember von der Mehrheit der Christenheit in der
Welt feierlich begangen wird, Ihnen einen kurzgefaßten
Überblick zu vermitteln.

Ich möchte darauf hinzuweisen, daß die Griechisch-
Orthodoxen Christen den Heiligen Abend
am 06.Januar feiern.



شب چله - يلدا و پيوند آن با مهرگرايی يا دين مهر
(مهر پرستی يا ميتراييسم )

Kurzer Überblick über den altiranischen Gott Mithras und

den Mithras-Kult und dessen historischer Zusammen-

hang mit dem Feste der Wintersonnenwende (Winter-

anfang, auf aramäisch /pers. Yalda "die Geburt "

genannt) am 21. Dezember, so wie dem Heiligen

Abend am 24. Dezember


Ali-Reza Motamedi-Sedeh


Neben dem altiranischen Nationalfest, Neujahrsfest im Frühling "N o u -r u z, S a d e h" und Mithras-Fest
" M e h r g a n", die seit der vorislamischen Zeit, alljährlich im Iran/Persien von allen iranischen Volksschichten und Stämmen - im Falle Nouruz kontinuierlich, im Zusammenhang mit Sadeh und Mehrgan mit epochaler Unterbrechungen -feierlich begangen werden, wird auch das Fest der Wintersonnenwende "S c h a b e T s c h e l l e
, auch das Fest des Winteranfangs oder die längste Nacht des Jahres "Y a l d a" genannt, ebenfalls überall im Lande gefeiert .

Das iranische Jahr beginnt mit dem Frühlingsanfang (Nouruz) am 21. März. Mithras-Fest ( Mehrgan ) wird nach zoroastrischem und dem neuiranischen Kalender am 16. Mehr, dem 7. iranischen Monat - entsprechend dem 08. Oktober gefeiert.

Das Wintersonnenwendfest " Schab e Tschelleh oder Tschehelle-ye Bozorg, od Yalda" wird am 01. Dey, dem 10. Monat des iranischen Kalenders - entsprechend dem 21. Dezember - gefeiert.


Einige Bemerkungen über die Yalda

(Mithrasfest- oder Winter-anfangsriten)


In der Yalda-Nacht ( Schab-e Tschelleh) versammeln sich die Familien-mitglieder um den Zentralen Wärmepunkt der Familie, den Korssi *, und verbringen den Abend bzw. die Nacht mit Verzehr von allerlei Trockenfrüchten, Nußkerne und Obst.

Eine zentrale Bedeutung haben im Laufe der Zeit Obstsorten wie Wasser- und Zuckermelonen, Granatäpfel, Trauben und Quitten bekommen.

Zucker- und Wassermelonen, wie auch Trauben, die im Iran gewöhnlich in den Monaten Mai, Juni, Juli und August reifen, werden auf behutsame Art und Weise für die Yalda-Nacht, also für den 21. Dezember aufbe-
wahrt und in dieser Nacht mit Genuß verzehrt.

Einem allgemein verbreiteteten Aberglaube zufolge, wird derjenige, der in der Yalda-Nacht Wassermelonen ißt, den ganzen Winter lang gesund bleiben und keine Erkältung bekommen. Auf dem Lande ist es auch immer noch üblich, daß in der Yalda-Nacht lodernde Feuer angemacht werden.

Die Yalda-Nacht ist auch die Nacht der Verliebten und Verlobten.

In dieser Nacht werden Geschenke unter den Verlobten ausgetauscht und fröhliche Lieder gesungen. Das Omennehmen und Schicksalbestimmung durch den Diwan/Gedichtssammlung des Hafiz, den berühmten iranischen Lyriker, gehört ebenfalls zu den Pflichten, die an diesem Abend nicht zu vergessen sind.


Nun ein paar Worte über die "Schabe-e Tschelleh,

oder Yalda-Nacht und deren Zusammenhang mit

den altiranischen Vorstellungen der Mithras-Verehrung

und Mithras-Religion und der später vom

Christentum adaptierten Riten


Der iranische Gott Mithras ist nach der altiranischen Glaubensvorstellung der Gott des Lichts und der Sonne und wie die mit ihm verwandte indische Gottheit Mitra auch Schützer des Vertrages, des Eides und der für den Bestand der Welt wichtigen Wahrheit mit einer Vermittlerfunktion. In dem Sieg des Mithras über den mytischen Urstier sah man den Sieg des Guten, des Lichtes über die Mächte der Finsternis, des Bösen, symbolisiert.

Der Mithras-Kult war im Iran seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. weit verbreitet und gewann im Gefolge der Ausdehnung des Persisch/iranischen Weltreiches der Achämeniden (also seit dem 1. Weltreich der Ge-
schichte, von 559 - 330 v. Chr.) und später unter der Herrschaft der iranischen Parther, auch Arsakiden genannt (von 247 v. Chr.- 226 n. Chr) und der Herrschaft der Sassaniden (von 226 - 636 n. Chr.) verbunden mit Mysterien auch außerhalb Irans (im Vorderen Orient, Indien, Rom und seine Provinzen) zahlreiche Anhänger.

Mithras Mysterien wurden im Römischen Reich als Frühlingsfeste und Mithras-Geburtstag am 21. Dezember (und später ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. Am 25. Dezember) gefeiert.

Die Mithrasanhänger, die Mitglieder der neuen Religion, die sich schnell über das ganze römische Imperium ausgebreitet hatte, nannten sich Brüder.

Sie glaubten an die Taufe, die Konfirmation, Kommunionan dieWiederaufstehung nach dem Tode, und sie feierten das heilige Abendmahl. In dieser Religion gab es auch Himmel und Hölle, die Unsterblichkeit der Seele und das endzeitliche Gericht.

Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung und Mäßigung konnte man der Hölle entgehen. All diese Vorstellungen, die die altiranische Glaubensvor-stellungen der Mithrasanhäger und später auch Ahuramazda-Anhänger aus-machten, wurden auch hauptsächlich vom Christentum und einige von ihnen auch vom Judentum und später dem Islam übernommen.

Vor allem unter einfachen Leuten hatte sich diese Religion, die dem Kult des Mithras gewidmet war, seit etwa 60 v. Chr. im römischen Reich viele Anhänger gewonnen, und ihre Tempel, auch Mithräum/Mithräen genannt, wurden an der Donau und am Rhein, in Britanien und Afrika, Spanien, Griechenland und auf dem Balkangebiet errichtet.

Im Römischen Imperium waren fast überall zahlreiche Höhlen und Grotten dem Mithras geweiht. Der Mithras-Kult stützte das römische Kaisertum, denn die Kaiser wünschten, einem alten orientalischen Brauchtum nach, ihre Macht druch göttliches Wirken zu rechtfertigen;daß der römische Senat diese Macht verliehen hatte, paßte nicht mehr ins Konzept dieser autoritären Herrschaftsform.

Bereits im zweiten Jahrhundert n. Chr. war der Mithraskult auchvon den herrschenden Kreisen akzeptiert worden, und der Kaiser Aurelian (214-275) setzte den Gott Mithras, den Lichtgott, dem "sol invictus" gleich. Mit diesem Titel "unbesiegbare Sonne" wurde der Kaiser in seiner Eigenschaft als Heerführer bezeichnet.

Im Mittelpunkt des Mithraskultes stand die lebensspendende Sonne, und Aufgabe des Gläubigen war es, den Kampf gegen die Finsternis auf-zunehmen, diese Religion forderte Dynamik und aktivierte alle Kräfte. Römische Soldaten und Verwaltungbeamte, alle Menschen, denen es um die Veränderung der Welt ging, fühlten sich zu diesem Kult, dessen Mysterien doch auch die Phantasie anregten, hingezogen.

Damals befanden sich der alte Mithraskult und das neugegründete Christentum, das von den Jüngern Christi weiter-verbreitet wurde, in einem regelrechten Konkurrenzkampf, der schließlich zu Gunsten vom Christentum entschieden worden war. Die neue und weniger mit Mysterien und Geheimbündelei behaftete Religion setzte sich allmählich durch. Die Mithras-Religion oder Mithraskult war von Anfang an elitär gerichtet und als ein Geheimbund war er mit vielen Mysterien durchsetzt, von denen die Frauen völlig ausgeschlossen waren.

Diese Tatsachen führten schließlich zur Niederlage des alten Glaubens und zum endgültigen Sieg des neuen Glauens. Das Christentum übernahm nach und nach vieles von den Glaubensvorstellungen des Mithras-kultes und sogar die Geburt Christi wurde auf den gleichen Tag, nämlich den 21. Dezember und später ab dem 4.
Jahrhundert n. Chr., ohne Berücksichtigung der Schaltjahre, auf den 25. Dezember festgelegt.

Zum Abschluß des Vortrages möchte ich darauf hinweisen, daß in alter Zeit auch im Saarland Mithras verehrt wurde und zwei Mithräen hier in Saarbrücken und bei Schwarzerden vorhanden waren, deren historische Überreste noch heute zu sehen sind. Die sogenannte Heidenkapelle am Halberg ist ein historisches Denkmal, das früher ein Mithras-Tempel oder Mithräum beherbergt hatte.

Der Name des Wochentages "Sonntag, und auf engl. Sunday" erinnert uns übrigens immernoch an die Verehrung des unbesiegbaren Sonnengottes Mithras, bzw. an die Geburt des Sonnengottes "Natalis Sol Invictus ", Mithras .

( A.-R. Motamedi-Sedeh - Sbr./Rgb., den 12.12.2002)

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* (Korssi ist ein viereckiger niedriger Tisch, bedeckt mit einer Decke, unter den ein Becken mit glühenden Kohlen gestellt wird, an dem man sich die Füße bzw. den ganzen Körper wärmt; also ein "Zentraler Wärmepunkt" der Familie)

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