WER WAREN DIE SKYTHEN?
EINFLUSS DER SKYTHISCHEN KUNST AUF MITTELEUROPA
als Skript erschienen und veröffentlicht worden . Die Aufzeichnung dieser Diskussion ist später vom SR 2 Kultur Radio am Sonntag, 21.10.2007, 20.04 bis 21.00 Uhr übertragen worden )
Ali-Reza Motamedi-Sedeh
Historisch belegte Spuren der Skythen
Die Skythen, in assyrischen Quellen (8. Jahrhundert v. Chr. Iškuzai (Ischkuzai), in altpersischen Quellen (6. Jahrhundert v. Chr.) Sakaa, genannt, waren indoeuropäische, bzw. indoiranische – ostiranisch-nomadische Reiterstämme – und sie besaßen keine eigene Schrift; schriftliche Quellen zu ihrer Geschichte stammen vorwiegend aus assyrischen, persischen, griechischen, chinesischen und später auch aus den römischen Geschichtswerken und Quellen.
Anfang des 7. Jahrhunderts v. Chr. zogen die Skythen südlich des kaspischen Meeres weiter und drangen in das Königreich Medien (Die Meder, keilschriftlich Maadaiy, ebenfalls ein indoiranischer Volksstamm, im westlichen Teil des alten Persien, der von 618-550 v. Chr. herrschte ) ein. Von dort wurden sie jedoch 625 v. Chr. von dem medischen König Kyaxares vertrieben.
Vom 614 bis 612 trugen die Skythen im Bündnis mit Medien und Babylonien zum Sturz des bis dahin mächtigen assyrischen Großreichs bei. Für die Zeit um 600 v. Chr. ist die Anwesenheit der Skythen durch archäologische Funde in Armenien nachweisbar.
Im 6. und 5. Jahrhundert drangen skythische Stämme im Westen in das heutige Rumänien und östliche Ungarn vor; einzelne Vorstöße führten sie offenbar bis nach Ost- und Süddeutschland sowie nach Oberitalien. Im Osten kam es zu Konflikten mit dem aufsteigenden persischen Reich der Achämeniden (559-330 v. Chr.). Der Perserkönig Dareios I. unternahm einen Feldzug gegen die Skythen, der jedoch 513 scheiterte. Diese Reiterscharen waren berühmtberüchtigte Bogenschützen (Erfinder des Kompositreflexbogens) .
Die Sprache und Volkszugehörigkeit der Skythen
Für die Indo-Iranisten stehen zur Zeit vier altiranische Sprachen fest: Awestisch, Medisch Altpersisch und Skythisch.
Die Sprache der Skythen war eine Variante des Iranischen. Sie gliederten sich in diverse Stämme, zu denen u. a. die Skoloten (Skythen), die Saken und die Königs-Skythen gehörten. Die Skythen waren primär Viehzüchter: Sie hielten Pferde, Kühe und Schafe, lebten in Planwagen und waren für ihre Reitkunst sowie als Bogenschützen berühmt. Sowohl Meder als auch Perser adaptierten Pfeil und Bogen der skythischen Steppenreiter.
Wie die Ägypter kannten die Skythen ebenfalls die Einbalsamierung von Toten. Möglicherweise glaubten auch sie an ein Leben nach dem Tod. Für diese These spricht ebenfalls der Umstand, dass skythische Fürsten in Hügelgräbern (Kurganen) mit Waffen, Schmuck, getöteten Pferden und anderen Grabbeigaben bestattet wurden.
Auf allen Darstellungen werden die Skythen, aber auch die Saken, als eine eindeutig europide Bevölkerung dargestellt, im Nordschwarzmeerraum wie auf persischen Reliefs. Dem entspricht auch der anthropologische Befund der zahllosen in skythischen Gräbern entdeckten Sklette. … Dazu passen auch die Ergebnisse der Sprachwissenschaft, die die Skythen ebenso wie die mit ihnen verwandten Stämme, so etwa die Saken, dem Kreis iranischsprachiger Völkerschaften zuweisen. Zwar ist uns die Sprache der Skythen und Saken nicht erhalten geblieben, doch lassen sich diese Fragen auch anhand von Personen-, Götter-, Stammes- und Flußnamen untersuchen. So ist etwa im Namen der Erdgöttin Api das iranische Wort für Wasser, ab, enthalten, womit außerdem vielleicht zum Ausdruck gebracht werden soll, daß in den Funktionsbereich dieser Gottheit auch die Gewässer der Erde gehören, die erst die Fruchtbarkeit des Erdbodens ausmachen. In der skythischen Königssage begegnet der Stammesname der Traspier, in dem das iranische Wort für Pferd, aspa, steckt. Zahllose weitere Beispiele ließen sich hinzufügen. Sie lassen keinen Zweifel daran, daß es sich zumindest bei den skythischen Führungskräften um Iraner gehandelt haben muß. Dazu paßt, daß auch die skythischen Königssagen oder der mythische Polarzyklus gute Entsprechungen in der altiranischen Überlieferung finden. So können wir mit gutem Grund die Skythen und Saken als Nordiraner bezeichnen. Nicht zufällig drangen die Parsua, die Vorfahren der in der Landschaft Fars aufsteigenden Perser, sowie später die Parther und andere von den mittelasiatischen Steppengebieten im Norden aus auf das Iranische Hochland vor und nahmen es in Besitz „ (Parzinger, S.77-78)
Die Skythen waren in der Metallbearbeitung und im Kunsthandwerk sehr einfallsreich; sie nahmen gestalterisch Impulse aus der griechischen, persischen und chinesischen Kunst auf und übten selbst nachweisbare Einflüsse auf das Kunsthandwerk der Nachbarvölkker, wie auch auf das Kunsthandwerk der Kelten und Germanen aus. In der Skythischen Kunst dominierten hauptsächlich Tiermotive, die die skythische Religion und die Glaubensvorstellungen reflektierten. Die heute bekannten Gegenstände und Zeugnisse der skythischen Kunst, vorwiegend aus Gold und Bronze, stammen als Grabbeigaben der skythischen Herrscherschicht zumeist aus Hügelgräbern (Kurganen) in denen auch die Frauen und die Dienerschaft der jeweiligen Fürsten und zahlreiche Pferde beigesetzt wurden. In diesen Hügelgräbern fanden sich auch importierte Gegenstände griechischer, persischer chinesischer und ägyptischer Herkunft.
Die Funde der skythischen Kunst, vorwiegend aus Kleinplastiken bestehend, dienten als Schmuckplatten für Schilde oder für die Brustpanzer, für die Kleidung oder für das Geschirr aber auch als Amulette. Das bevorzugte Material dieser gegossenen oder getriebenen Gegenstände war Gold oder Bronze, gelegentlich mit Einlegearbeiten, z. B. aus Türkis, gefärbtem Glas, Email und Bernstein verziert.
Die Skythen pflegten wie andere Steppenvölker – aber auch wie später im ersten nachchristlichen Jahrtausend die Germanen, Angelsachsen und Wikinger – den so genannten Tierstil, der in dekorativer Form Motive wie Hirsche, Elche, Steinböcke, Pferde, Panther, Tiger, Raubvögel, Fische und Fabelwesen darstellte. Die Tierdarstellungen der skythischen Kunst zeichnen sich durch starke Stilisierungen bei gleichzeitiger Naturhaftigkeit und Lebendigkeit aus .
Eine der bedeutendsten Fundstellen für skythische Kunst ist das aus dem 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. stammende Gräberfeld von Pazyryk im Altai. Dort wurden, im Dauerfrostboden, Gegenstände ausgegraben, die aus vergänglichen Materialien wie Holz,
Der Einfluss der skythischen Kunst auf Mitteleuropa
Einige Historiker und Archäologen vermuten, dass der Einfluss des kimmerischen und skythischen Brauchtums und der Kunst auf die Kelten von großer Bedeutung war und sie betrachten das Auftauchen von dreiflügeligen Pfeilspitzen aus Fundstellen in der Slowakei und in Ungarn als Beleg für das Vordringen und die Anwesenheit der Skythen in diese Gebieten.
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Literatur:
Wladimir Lukonin u. Anatoli Iwanow: Persische Kunst (Die Kunst Persiens).
M. I. Artamanov: Treasures from Scythian Tombs in the
Hermann Parzinger: Die Skythen. C. H. Beck, München 2004
Hermann Sauter: Studien zum Kimmerierproblem. Habelt, Bonn 2000
Herodot: Historien ed. Josef Feix. 2 Bände (Griechisch-deutsch). Heimeran Verlag, 3. Auflage 1980
Janosz Harmatta: Studies in the History and Language of the Sarmatians. Szeged 1970
Ladislav Zgusta: Die griechischen Personennamen griechischer Städte der nördlichen
Schwarzmeerküste. Prag 1955
Manfred Mayrhofer: Einiges zu den Skythen, ihrer Sprache, ihrem Nachleben. Wien 2006
Roland G. Kent: Old Persian,
(A.-R. Motamedi-Sedeh - 2006)
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